: Das Bundeshaus in Bern. . Bern 2009 : Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK, ISBN 978-3-85782-859-1 66 S.

: Psychiatriezentrum Münsingen PZM. . Bern 2009 : Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK, ISBN 978-3-85782-863-8 46 S.

: Das Landgut Lohn in Kehrsatz BE. . Bern 2010 : Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK, ISBN 978-3-85782-879-9 42 S.

: St. Petersinsel. . Bern 2010 : Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK, ISBN 978-3-85782-865-2 38 S.

: Stadtkirche Burgdorf. . Bern 2010 : Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK, ISBN 978-3-85782-877-5 36 S.

: Ligerz Gléresse. . Bern 2010 : Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK, ISBN 978-3-85782-871-3 56 S.

Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Anna Bähler

Im letzten Jahr sind mehrere Kunstführer der Schweizerischen Gesellschaft für Kunstgeschichte (GSK) erschienen, die Gebäude und Örtlichkeiten des Kantons Bern zum Thema haben.

Sehr empfehlenswert für einen Ausflug auf die St. Petersinsel im Bielersee ist die Publikation von Daniel Gutscher und Andreas Moser. Die Autoren gehen in einem ersten Teil auf die wechselhafte Geschichte der Insel ein, die schon in prähistorischer Zeit bewohnt war. Später legten die Römer hier einen Tempelbezirk an, zu merowingischer Zeit war sie Begräbnisstätte und im Hochmittelalter ein religiöses Zentrum der Cluniazenser. Im Spätmittelalter verlor die Insel ihre Bedeutung. Erst Jean-Jacques Rousseau, der sich 1765 für rund anderthalb Monate hierhin zurückzog, verhalf ihr zu neuer Berühmtheit. Der zweite Teil des Kunstführers zeigt die Baugeschichte vom Cluniazenserpriorat über das frühneuzeitliche Inselhaus zum heutigen Hotel. Der dritte Teil – vom Umfang her die Hälfte – ermöglicht es der Leserin und dem Leser, die Insel und das Inselhaus auf eigene Faust zu entdecken, denn die Autoren führen in drei Rundgängen durch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel, die sie kurz und unterhaltsam beschreiben. Auf der rückseitigen Klappeninnenseite sind ein Plan der Petersinsel sowie die Grundrisse des Erd- und des Obergeschosses des Inselhauses zu finden. Auf der Klappe befindet sich zudem eine Karte, welche die Einbindung des Klosters auf der Petersinsel in das Umland im Spätmittelalter zeigt.

Anschliessend an die Besichtigung der Petersinsel könnte man dem Rebbaudorf Ligerz einen Besuch abstatten, und zwar mit dem Kunstführer Ligerz Gléresse von Karin Zaugg, Jürg Schweizer, Walter Rey und Heidi Lüdi in der Hand. Auch diese Publikation beinhaltet neben einem Kurzporträt der Gemeinde, einem kulturhistorischen Überblick über die Entwicklung der Wirtschaft, des Verkehrs und der Siedlungsentwicklung einen Gang durch das Dorf; der Dorfplan im hinteren Klappenumschlag erleichtert die Orientierung. In separaten Kapiteln detailliert beschrieben sind zudem die im Rebberg stehende spätgotische Kirche sowie das Aarbergerhaus, dessen heutiges Aussehen im Grossen und Ganzen aus dem 18. Jahrhundert stammt.

Zwei weitere neue Kunstführer bieten ebenfalls Rundgänge an. Der Stadtkirche Burgdorf, die im 15. Jahrhundert unter Werkmeister Niklaus Birenvogt von der Berner Münsterbauhütte erstellt worden ist, nimmt sich der Kunstführer von Hans-Peter Ryser an. Von besonderem Interesse in dieser Kirche sind der Lettner, der heute als Teil der Westempore dient und als eines der Hauptwerke spätgotischer Steinmetzkunst in der Schweiz gilt, sowie das reich verzierte, geschnitzte Ratsherrengestühl aus dem 17. Jahrhundert, das eine Vielzahl von Figuren und Gesichtern zeigt.

Monica Bilfinger hingegen stellt ein säkulares Gebäude vor: das 1782/83 vom jungen Architekten Carl Ahasver von Sinner errichtete patrizische Landgut Lohn in Kehrsatz. Diese Campagne befindet sich heute im Besitz des Bundes, und hier übernachteten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Gäste des Bundesrates. Noch heute wird die Liegenschaft häufig genutzt, sodass die Autorin darauf hinweist, dass die Beschreibungen der Innenausstattung möglicherweise nicht mehr ganz zutreffen, wenn die Leserin und der Leser dem Landgut einen Besuch abstatten. Dies ist jeweils am ersten Sonntag der Monate Mai, Juni und September möglich.

Die letzten zwei der hier vorgestellten Kunstführer haben grosse Bauwerke zum Thema, die nur teilweise auf eigene Initiative hin entdeckt werden können: das Bundeshaus in Bern und das Psychiatriezentrum Münsingen PZM. Neben der Beschreibung von Architektur und Ausstattung beschäftigen sich diese Publikationen eingehend mit der Entstehungsgeschichte der Bauwerke. Dies macht sie zu einer interessanten Lektüre für historisch interessierte Personen. Der Kunstführer zum Bundeshaus, verfasst von Monica Bilfinger, ist eine aus Anlass des Umbaus des Parlamentgebäudes ergänzte Neuauflage der 2002 erschienenen Ausgabe. Ausführlich geht die Autorin auf die Entstehungsgeschichte, innenarchitektonische Ausstattung sowie auf die frühere und heutige Nutzung der Räume der drei Bundeshäuser ein. Das Parlamentsgebäude sowie der West- und der Ostbau können im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Michael Gerber, Hans Maurer und Sarah Pfister stellen den Gebäudekomplex der 1895 eröffneten Irrenanstalt Münsingen vor – das heutige Psychiatriezentrum Münsinen. Der Kunstführer enthält einen kurzen, aber fundierten Abriss der Geschichte des Umgangs mit Geisteskranken und der staatlichen psychiatrischen Einrichtungen im Kanton Bern sowie detaillierter die Entstehung und Entwicklung der Irrenanstalt. Thematisiert sind auch die psychiatrischen Behandlungsmethoden sowie die Arbeitsbedingungen und die Ausbildung des Pflegepersonals. Ausführlich dargestellt wird die politische und architektonische Planung. In Münsingen setzte sich weder die Idee eines einzigen grossen Flügelbaus, das Korridorsystem, noch das modernere Pavillonsystem durch, sondern eine Kombination dieser beiden Grundkonzepte der Krankenhausarchitektur. Spätere Um- und Erweiterungsbauten wurden sorgfältig in die architektonische Gesamtkomposition eingefügt. Der Kunstführer beschreibt nicht nur die einzelnen Gebäude, sondern auch den Park und verschiedene Kunstwerke, die hier Akzente setzten. Abgerundet wird er durch ein Kapitel zu verschiedenen Künstlern, die Patienten in der Irrenanstalt waren, sowie zu der Bedeutung von Patientenarbeiten und zur Einbindung des PZM in die Gemeinde Münsingen.

Zitierweise:
Anna Bähler: Rezension zu: Bilfinger Monica: Das Bundeshaus in Bern. Schweizerischer Kunstführer GSK. Nr. 859 – 860. Bern 2009. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 2, 2011, S. 53-56.